Ein halbes Jahr vor dem 35. Geburtstag des Theaters gab es eine Überraschung.
Ein halbes Jahr vor dem 35. Geburtstag des St. Georgener Theaters gab es am vergangenen Samstag für Ursula Hammon als Besucher der Boulevardkomödie "Im Himmel ist kein Zimmer frei" eine Überraschung. Ursula Hammon wurde von den Vorstandsmitgliedern Yvonne Knarr, Reinhard Frank und Stephan Müller als 300.000 Zuschauer im Brandenburger Kulturstadl geehrt. Neben einem Blumenstrauß bekam er jeweils zwei Gutscheine für die Produktionen im kommenden Jahr.
Die 300.000 Besucher kamen übrigens in genau 3.640 Vorstellungen. Bei den 99 Sitzplätzen bedeutet dies über diese 35 Jahre eine unglaubliche Auslastung von über 83 Prozent. Kaum steigerbar war das Rekordjahr 2014 mit einem Besucherschnitt von 99,76 Prozent.
Seit November 1982 ist der Brandenburger Kulturstadl ein lebendiges und leistungsfähiges Amateurtheater und mit seinen Krimiproduktionen, seinen turbulenten Boulevardkomödien, Märchen und Kinderstücken ein fester Bestandteil der Bayreuther Theaterlandschaft. Für alle Mitwirkenden vor und hinter der Bühne gibt es keine finanziellen Zuwendungen. Solche reinen Amateure gibt es - auf jeden Fall in Bayern, vermutlich im ganzen Bundesgebiet - an keinem ganzjährig spielenden Theater mehr.
Die Wiege des Brandenburger Kulturstadls stand 1979 in der Schießhalle, die die Privilegierte Schützengilde St. Georgen neben ihrem Schießhaus errichtet hatte. Als diese im Sommer 1982 wieder ihrem eigentlichen Zweck zugeführt werden sollte, musste ein neues Domizil für das Theater gefunden werden. Ein alter Tanzsaal – der frühere "Brannaburger Tanzstadl", daher auch die Namensgebung – an der Brandenburger Straße schien als neue Spielstätte geeignet, aber erst nach umfangreichen Renovierungsarbeiten. Schon damals war das Engagement der Mitwirkenden bewundernswert. Gagen und Aufwandsentschädigungen sind den Akteuren des Brandenburger Kulturstadl, die von der Stadt Bayreuth bereits mit dem Kulturpreis ausgezeichnet wurden, auch nach 35 Jahren fremd; hier zählt nur der Idealismus und die Freude am Theaterspielen.
Die Erfolgsbilanz des Brandenburger Kulturstadl gilt für Finanzen, Stückeauswahl, Zuschauerzahlen, Auslastung und Engagement in gleicher Weise. Ein Stück lebendige Stadtteilkultur, deren integrative Kraft eine Gruppe mit viel Idealismus zusammengeschweißt hat.
Die Förderung der Jugendkultur gelingt dem Brandenburger Kulturstadl zweifach. In seinem Repertoire haben Kinder- und Jugendstücke einen festen Platz und die Jugendorganisation kümmert sich in den Workshops um den Nachwuchs. Der pädagogische Nutzen des Theaterengagements der Jungen ist unbestritten; Kreativität und Selbständigkeit werden gefördert. Mit Einfühlungsvermögen, Geduld und Ausdauer werden den Kindern neue Erfahrungen ermöglicht – fernab jeder vorgefertigten Konsumware.
Bild: Andreas Harbach